Wer ist so verrückt und traut sich die 24h auf dem MTB beim 24h RACE im Olympiapark als Solofahrer*in unter die Stollen zu nehmen?
Tatsächlich gibt es mehr Mutige, als man es sich im ersten Moment denkt. Jetzt, Anfang März sind bereits über 50 Starter für das Rennen und die Kategorie SOLOFAHRER*IN gemeldet.
Daher haben wir uns Sascha Strauß geschnappt und uns mit ihm zu dieser großen Herausforderung unterhalten. Seid gespannt, was er uns erzählt, wie er sich vorbereitet, motiviert und welche Tipps er parat hat, um die 24h zu überstehen.
Sascha, schön dass Du Zeit hast und wir uns ein wenig unterhalten können. Fangen wir ganz vorn an oder? Seit wann fährst Du überhaupt Mountainbike?
Eigentlich komme ich aus der Leichtathletik und vom Eishockey. Aber aus unterschiedlichsten Verletzungsgründen musste eine neue Sportart her. Und so habe ich dann 2005 mit dem MTB angefangen.
OK, verständlich. Und Du bist ja schon beim 24h RACE in München gestartet. Was macht für Dich den besonderen Reiz eines 24h Rennens aus?
Aufs 24h Rennen fahren kam ich durch meinen ersten Trainer, der selbst solche Rennen gefahren ist. Der Reiz liegt für mich in zwei Dingen. Zum einen durchhalten, 24 Stunden zu fahren und zum anderen den Spaß am Rennen fahren mit den anderen zu teilen.
Und wann bist Du Dein erstes 24h MTB Rennen gefahren?
Mein erstes 24h Rennen fuhr ich 2009, damals im 4er Team in Davos für einen Lampenhersteller, der mich dazu eingeladen hatte. Danach war ich richtig infiziert und fuhr im gleichen Jahr die 24h WM in Sulzbach, dann direkt solo. Das war meine erste Solofahrt.
Unweigerlich kommt man auch zum Thema Schmerzen, bei 24 Stunden am Stück im Sattel. Kannst Du uns etwas über Dein schmerzhaftestes Erlebnis berichten? Und vielleicht auch sagen, was Du daraus gelernt hast?
Puhhh, da gab es viele schmerzhafte Ereignisse. Das Schlimmste ist, wenn man mit seinem Magen Probleme bekommt und nicht mehr weiter machen kann. Dadurch habe ich gelernt meinen Körper besser zu verstehen, was er braucht. Und daraufhin habe ich meine Ernährung generell veränderte. Das war 2018. Und auch meine Ernährung während der Rennen. Direkt im nächsten Jahr, 2019, hat mir das den dritten Platz beim 24h RACE bei Euch in München eingebracht. Und darauf bin ich sehr stolz.
Das ist auf jeden Fall ein starkes Learning verbunden mit einem echten Erfolgserlebnis. Und was ist die besondere Herausforderung, als Solofahrer*in ein 24h RACE zu bestreiten?
Die große Herausforderung, wenn man so ein Rennen allein angeht, liegt auf jeden Fall in der mentalen Stärke und dabei körperlich alles richtig zu machen. Die zwei Faktoren bringen einen über die 24 Stunden.
Also Körper und Geist. Das liegt auf der Hand. Und wie sieht Dein Training dafür aus? Wie viele Kilometer sitzt Du im Jahr ungefähr auf dem Bike? Und fährst Du auch andere Räder als Mountainbikes?
Seit ich im Team toMotion (2013) fahre und dadurch professionelles Training genieße, komme ich auf 10-11.000 km Jahr. Und das nicht nur auf dem MTB, da ich die ganz langen Einheiten meist auf dem Rennrad fahre. Und im Winter zu 90% auf dem Hometrainer, also auf der Rolle fahre.
Wow, ok, 10-11.000 KM im Jahr sind stark. Da wollen wir etwas mehr zu wissen. Wie sieht Dein Training genau aus und hast Du Tipps für eine optimale Vorbereitung für alle, die zum ersten Mal bei einem 24h RACE starten?
Das wichtigste Training ist und bleibt das Grundlagentraining für den Fettstoffwechsel. Klar steht auch Krafttraining auf der Tagesordnung, aber das Fettstoffwechseltraining bleibt der Grundstein für mich. Dafür danke ich sehr meiner Trainerin Andrea Potratz, die das seit Jahren top macht.
Mein Tipp: Ein guter Fettstoffwechsel und die richtige Grundlage sind die Basis für ein 24h Rennen.
Aber das Wichtigste für ein Langstreckenrennen ist ein top Betreuer. Da habe ich eine tolle Frau an meiner Seite, die mich erstklassig betreut, mich mega pusht und mental aufbaut. Dafür danke ich ihr sehr und bin stolz darauf, sie an meiner Seite zu haben. ♥️
Und was ist die längste Einheit, die für Dich in der Vorbereitung sein muss, damit Du Dich fit fürs 24h RACE fühlst?
Die längsten Einheiten gehen bis zu 7h, da kommen dann schnell 200km mit dem Rennrad zusammen. In der Woche addiert es sich damit schnell auf 300-350km – je nach Trainingsplan. Dann fühle ich mich bereit.
Ok, kommen wir zum Material. Was für ein Bike fährst Du und was sind die Details, die Du ganz besonders daran schätzt?
Ha, ich habe mir dieses Jahr ein neues geleistet. Mein erstes Fully 😊, ein ARC8 Essential. Daran schätze ich ganz besonders das Fahrwerk. Das ist ein total anderes Fahrerlebnis als mit einem Hardtail. München wird das erste Rennen für das neue Bike sein.
Was sollte man alles an seinem Bike selbst reparieren können, damit man die 24h gut übersteht?
Ich denke man sollte von allem etwas beherrschen, das man sich selbst schnell helfen kann. Ich habe das Glück, das ich fast alles selbst reparieren bzw. ersetzen kann an meinem Bike.
Wie sieht Deine Packliste für das 24h Rennen im Olympiapark aus?
Oh, die Packliste, das ist eine sehr lange. Von einem Zelt, Kochplatte, Feldbett, Tisch, Nahrung, Klamotten usw. bis zu den wesentlichen Ersatzteilen für das Radel. Man sollte auf alles vorbereitet sein.
Welche (Uhr)-Zeit beim 24h RACE ist für Dich die härteste und was machst Du, damit Du sie gut überstehst?
Das ist für mich nach der Nacht, wenn die Sonne aufgeht und die Uhr trotzdem erst 5 Uhr morgens anzeigt. Da kommt dann die Zeit, in der man schon etwas mehr kämpfen muss. Ich fange dann an meine Gänge zu zählen, wo und wann ich wieviele Gänge schalten muss (lach), halte ne Weile jede Runde kurz bei meiner Liebsten an, trinke oder esse etwas. Das geht nicht zum Glück nicht lange und schnell geht es wieder aufwärts und in die finalen Stunden.
Was ist Dein Ziel für das 2022er Rennen?
Mein Ziel für München 2022: eine gute Leistung abzuliefern und es ins Ziel zu bringen. Ich nehme mir keine Platzierungen vor, sondern fahre einfach meinen Stiefel und wenn es aufs Stockerl langt, freue ich mich umso mehr.
Danke Dir Sascha, für diese spannenden Einblicke in Dein Leben auf dem MTB, Deine Vorbereitungen und Deine Rennerfahrungen. Wir freuen uns sehr, dass Du auch in diesem Jahr nach der langen Corona Pause die große Herausforderung in München annimmst. Alles Gute für Dein weiteres Training und viel Erfolg im Rennen. Wir sehen uns Ende Mai.
Ihr habt Lust zu sehen, wie Sascha sich vorbereitet? Dann folgt ihm einfach auf Instagram Sascha Strauß.